>>>Übersicht über alle Beiträge

Senioren OnLine. Projekt "Neue Angebotsformen"

Kontakt:   christiancarls@sol-dw.de
 

Christian Carls

Perspektiven der Senioren-Internetarbeit in NRW

 

Basis

In NRW ist in den letzten sieben Jahren eine einmalige Infrastruktur an öffentlichen Internetzugängen für ältere Menschen entstanden. Ermöglicht wurde dies durch die För­derprogramme des Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration, durch den erheblichen Einsatz vieler Verbände und Ein­richtungen und ihrer Mitarbeiter - und durch das große Engagement sehr vieler freiwillig tätiger älterer Menschen. Geht man davon aus, dass sich beim Aufbau, der Unterstützung und Betreuung der Internetcafés im Durchschnitt sechs bis acht Ehrenamtliche engagiert haben, sind das landesweit etwa 2000 Menschen, die den Aufbau von Internetangeboten in NRW in freiwilligem Engagement mit getragen haben.

Viele interessierte ältere Menschen in NRW haben auf diese Weise in den vergangenen Jahren eine gute Möglichkeit erhalten, das Internet kennenzulernen. Profitiert haben aber auch die Aktiven selbst. Die Anträge und Berichte aus den Internetcafés zeigen, wie intensiv sich Haupt- und Ehrenamtliche mit der Gestaltung der neuen Angebote befaßt haben. Dabei sind viele neue Ideen zur Internentarbeit entwickelt worden. Viele haben sich so eine umfassende Medienkompetenz erarbeitet, die weit über den technischen Umgang mit PC und Internet hinausgeht und eine wertvolle Grundlage für die Entwicklung neuer Angebotsformen bildet.
 

Gegenwart

Gebremst wurde die Etablierung von Internet-Angeboten für ältere Menschen in manchen Orten durch eine lange verbreitete kritische Haltung zum Internet, insbesondere die Sorge, dass die Nutzung des Internets zu einer zunehmenden Vereinzelung führen werde. Die Erfahrungen zeigen inzwischen, dass Internetcafés demgegenüber Treffpunkte sind, die  geselliges Zusammensein und die gemeinschaftliche Nutzung des Computers in besonderer Weise ermöglichen. So fühlten sich ältere Männer von vielen Angeboten der Seniorenarbeit in der Vergangenheit nicht angesprochen. Der Aufbau von Senioren-Internetcafés ist hier ein Beispiel geworden, wie neue Gruppen für passende Aktivitäten in der Seniorenarbeit gewonnen werden können. So ist im Vergleich zu anderen Angeboten der Seniorenarbeit unter den Besucherinnen und Besuchern von Senioren-Internetcafés eine ungewöhnlich große Vielfalt anzutreffen: Männern und Frauen, 50jährige und 80jährige, Menschen mit Volksschulbildung und Akademiker(innen), Technkinteressierte und Menschen, die nur an der möglichst einfachen Nutzung von PC und Internet interessiert sind.

 

Zukunft

Die „klassischen“ Angebote in Senioren-Internetcafés – PC-Einführungskurse, Internet-Schnupperkurse, begleitete Internetnutzung -  waren sehr erfolgreich und haben sehr vielen älteren Menschen in NRW die Chance gegeben, Computer und Internet anschaulich kennenzulernen.  Nach einer guten Phase ist die Nachfrage danach aber in vielen Orten zurückgegangen. Viele internetinteressierte ältere Menschen verfügen inzwischen über einen privaten Zugang zum Netz.

Internetcafés werden dadurch aber nicht überflüssig, nur die Anforderungen verändern sich. Es gibt bereits viele neue erfolgreiche Angebotsformen, die der neuen Nachfrage gerecht werden. Im Entstehen ist eine neue Lernkultur, mit der sich das Leben in Senioren-Internetcafés von anderen Bildungsangeboten zu PC und Internet immer deutlicher unterscheidet. Wichtige Kennzeichen sind die Bildung fester Gruppen, die gemeinschaftliche Nutzung des Internets und das selbstorganisierte Weiterlernen ohne Lehrplan und ohne feste Lehrer-Schüler – Rollen.

Diese erfreuliche Entwicklung ist in sehr vielen Senioren-Internetcafés zu beobachten. Leider bemerken die Freiwilligen und die Verantwortlichen das Besondere an ihrer Arbeit selbst oft nicht. In vielen Internetcafés wird Frustration laut, weil weniger Gäste als früher kommen. Dabei sind die Freiwilligen die wichtigsten Nutzer der Internetcafés – und haben – neben allem, was sie für neue Gäste anbieten – am Ende die größten Lerngewinne.

Auch wenn angesichts des Wandels in der Nachfrage bei einigen Freiwilligen Frustrationen entstehen und die „Zweckbindung“ für viele geförderte Internetcafés ausläuft: Die Bedeutung von öffentlichen PC- und Internetzugängen für Seniorinnen und Senioren wird in Zukunft eher noch zunehmen. Und das nicht nur, weil das Internet für die Alltagsbewältigung immer wichtiger wird. Internetcafés sind unverzichtbar als etablierte Treffpunkte, offene Lernorte mit Internetzugang, Stützpunkte für Kommunikation und gemeinschaftliches Engagement – und als öffentliche Internetzugänge für alle, die die Wartung eines eigenen PCs incl. Schutz vor Viren usw. nicht leisten können oder wollen. Die Weiterentwicklung der Senioren-Internetcafés stellt so eine große Verantwortung dar für den Erhalt aufwendig erworbener Ressourcen und Kompetenzen im Gemeinwesen. Dass die Internetzugänge nicht nur von älteren Menschen genutzt werden, ist bereits heute gängige Praxis.

 

Angebote des Forum Seniorenarbeit

Unverzichtbar für die Weiterentwicklung der Internetarbeit ist die Weiterführung des überregionalen Austauschs zwischen den „Engagierten“. In einem Nachfolgeprojekt zum Projekt „Senioren OnLine“ wird das Forum Seniorenarbeit das entstandene „Netzwerk der Aktiven“ in der Senioren-Internetarbeit in NRW weiter unterstützen. Dazu gehört die regelmäßige Berichterstattung über Erfahrungen aus der Praxis, die Unterstützung der „Netzwerkzeitung“ und die Durchführung von Workshops und Online-Kursen im Rahmen einer neuen Lernplattform zu allen Themen der gemeinwesenorientierten Seniorenarbeit.

 

Linkhinweise

Forum Seniorenarbeit NRW

Direkt zum Themenbereich "Medien" im Forum Seniorenarbeit

Erfahrungen aus der "Virtuellen Ideenschmiede"


Kontakt

Christian Carls, Diakonisches Werk Rheinland, Tel. 0211-6398-284
Christiancarls@sol-dw.de
www.forum-seniorenarbeit.de